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Menonitas no Brasil

Mennoniten in Brasilien

   Nachrichten und Mennonitische Geschichte 

15.04.2024

 

 

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menonitasnobrasil@gmail.com

whatsapp: (43) 99990 1023

Editor: Udo Siemens

Nova edição: segundas, às 13 hs


Reisen eines Schweizers nach Südrussland, 1822-1828, zu den Nogayen, ein Tatarenvolk, Nachbarn der Mennoniten

Folge 11
 



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Reisen eines Schweizers nach Südrussland,
1822-1828,
zu den Nogayen, ein Tatarenvolk,
Nachbarn der Mennoniten

 

Folge 11

 

Die teutschen Kolonisten an der Molotschna. Die Mennoniten.  Teil II

    Der Mennonite ist sparsamer oder hat wieder seine eigenen Gewohnheiten. So ist diesen mehr als jenen Kaffee und Zucker Bedürfniß geworden, für welche beide Dinge jährlich viel Geld aus dieser Kolonie wandert. Doch begnügen sich Viele, statt der theuern Kaffeebohnen, mit geröstetem Waizen.

   Diese Mennoniten, bekanntlich von Menno Simon, dem Gründer dieser Kirchenpartei, so genannt, heißen auch Taufgesinnte. Die meisten kamen aus Preussen, aus den Gegenden von Marienburg, Elbing, Danzig, den Niederungen an der Nogat und Weichsel; einige Wenige aus der Gegend von Landau und Zweibrücken in Rheinbayern.

   Die Sprache der Erstern ist das Niederteutsche, mit Holländisch vermischt, wie sie denn auch aus Holland abzustammen scheinen und noch vor nicht langer Zeit in Preussen in holländischer Sprache unter ihnen gepredigt worden ist. Die Parteien der friesischen und flämmischen Mennoniten haben sich in Rußland vereinigt; nur der Schnitt der Haare und die Kleidung unterscheidet die Parteien noch. Die einen tragen an ihren Kleidern Knöpfe, die andern nur Hafte. Bei den einen ist die Fußwaschung und in der Form des Abendmahlgenusses noch ein kleiner Unterschied.

    Ueberhaupt genommen findet man bei'm Mennoniten Einfachheit, Gastfreiheit, ehrbaren äussern Wandel, Fleiß und Arbeitsamkeit, aber auch viel Eigensinn, Selbstgenügsamkeit, Unbelehrbarkeit, Unduldsamkeit, Verschlossenheit, Abneigung gegen Neuerung, und Unwissenheit.

    Die Mennonitengemeine hat vier selbstgewählte Aelteste, eine Art von Bischöfen, und viele Lehrer, welche in fünf Bethäusern Vorträge halten. Einige halten sie aus dem Stegreife, die meisten aber lesen aus alten Predigtbüchern vor oder machen Auszüge aus denselben. Sie könnten sich zum Studiren oder Memoriren keine Zeit nehmen, da sie, wie der Laie, ihr Feld bauen und die Wirthschaft führen müssen.

    Diese Prediger sind alle unstudirt und unbesoldet und essen ihr eigen Brot. Die Versammlungshäuser sind einfach. Der Gesang ist über alle Maaßen grell und laut aus der Kehle gepreßt. Für Arme, Wittwen und Waisen wird gesorgt. Kein Mennonit darf betteln gehen.

   Brandschaden wird durch Beiträge aller Glieder der Gemeine in Verhältniß des Vermögens gedeckt. An Verbesserung der Dorfschulen wird erst seit einigen Jahren mit Ernst gedacht. Die Bemühungen dafür fanden noch vielen Widerstand. Eine neu errichtete Schule, welche durch freiwillige Beiträge errichtet und unterhalten ist und in welcher der Unterricht der Kinder etwas weiter als in den Dorfschulen geht, wird von Einigen als der Sitz des Antichrists angesehen oder verschrien.

   Die Verfassung der Gemeine war bisher hierarchisch. Die Aeltesten wachten über das Ganze; unter ihnen stand das Gebietsamt oder die weltliche Behörde, an welche von den Aeltesten Unverbesserliche, d. h. solche, die nach Matthäus 18, 15 — 17 einer dreifachen Warnung und Ermahnung nicht Gehör gaben, eingeleitet wurden. Diese Behörde bestrafte dann entweder selbst, oder überlieferte den Schuldigen dem ekatherinoslawschen Comptoir. Die Aeltesten haben das Recht, Verbrecher oder offenbar Unsittliche von der Gemeine auszuschließen.

   Vernachlässigung und Hintansetzung dieses Grundsatzes, aus Menschengefälligkeit, Menschenfurcht oder Lauheit der Gesinnung, führte, nebst andern Ursachen, den Verfall der Gemeine herbei. Auch bringen Neueingewanderte Unglaube und Sittenlosigkeit mehr als frühere in die Kolonien, dagegen wieder andere mehr religiöses Leben, als der noch orthodoxe Theil ertragen will oder kann.

   Jetzt scheinen die Aeltesten ihre Gewalt aus den Händen gelassen zu haben oder fühlen sich zu schwach, dem Verderben steuern zu können und zu wollen. Ein altgläubiger Theil, der mehr dem Namen Mennonit als Christ nachfragt und nur äussere Form zu erhalten sucht auf Kosten wettern Fortschreitens, verbindet sich gegen das Bessere mit den Indifferentisten, den Religionshassern und Sittenlosen. So werden Pilatus und Herodes Freunde; beide Parteien aber von einigen unruhigen Köpfen geleitet.

   Der Sittenlose, früher gebunden, suchte Freiheit. Was früher nur selten oder nur in's Geheim getrieben wurde, das wird jetzt öffentlicher, mehrt und verbreitet sich. Der Ruhm der Ordnung und Sittlichkeit, den die Mennontten in Rußland vor andern Teutschen allgemein haben, ist um vieles geschmälert, wiewohl man sagen kann, daß sich die Mennonitengemeine noch in mancher Rücksicht vortheilhast auszeichnet.

   Die Ursache mag wohl, überhaupt genommen, in dem Geiste der Zeit liegen, der sich auch hier offenbaret. Kirchenzucht ist so gut als aufgelöst; häusliches Glück und häusliche Ordnung sind zum Theil gestört, und es ist nun darum zu thun, daß wenigstens öffentliche Ruhe und Ordnung, Sicherheit und Wohlstand der Gemeine erhalten werde.

   Das Gebietsamt wird nun unter der Oberbehörde in Ekatherinoslaw den Zügel ergreifen müssen und die Gemeine wird sich, wenn sie auf diesem Wege der Uneinigkeit und Verkehrtheit fortgeht, bald eines Theils ihrer schönen Privilegien und der Freiheiten berauben, welche ihnen die milde Regierung so gerne erhalten möchte. Den Aeltesten und Lehrern wird weiter nicht viel mehr übrig bleiben, als ein bloßer Schein dessen, was sse früher waren und was sie sein sollten, nämlich in jedem Sinne Hirten der Heerde.

   Daß die seit fünfzehn, ja seit mehr denn zwanzig Jahren in der Nähe der Nogayen-Tataren angesiedelten Teutschen auf den ökonomischen und sittlichen Zustand jenes Volkes noch so wenig sichtbaren Einfluß gehabt haben, dafür ist begreiflich die Schuld auf beiden Seiten zu suchen.

   Der Tatar verachtet im Allgemeinen alles Teutschthum, so wie überhaupt alles Fremde, und ist, wie alle Völker auf niedriger Kulturstufe, äusserst eingenommen von sich selbst. Sodann trägt gerade das nachbarliche Wesen sehr oft zu gegenseitiger Abneigung bei, da es der Anlässe so viele zum Zank und Streite giebt, besonders daher, daß der Nogaye sein Vieh auf teutschen Boden hinübergehen und daselbst weiden läßt.

   Wiewohl der Tatar sieht, daß der Teutsche besser eingerichtet ist und besser lebt als er, so hat er doch wenig Neigung, dem Teutschen nachzuahmen und von ihm Verbesserungen anzunehmen. Die morgenländischen Sitten und die Gebräuche der Tataren stechen zu sehr von denen der Teutschen ab, als daß man sie bald annehmen und leicht daran sich gewöhnen könnte.

   Der Tatar findet teutsche Lebensweise auch nicht durchweg bequem und schön. „Wir sind ja keine Teutsche", sagen sie, „was  gehen uns die Teutschen an!" —  oder kurzweg: „das ist nicht unser Gebrauch." Was die Sittlichkeit anbetrifft, so kann man sagen, daß sie an den Mennoniten im Ganzen immer noch ein gutes Vorbild haben; das Böse aber wird mehr als das Gute bemerkt und scheint eher einigen Einfluß gewonnen zu haben.

   In Tatarendörfern, die den Teutschen zunächst liegen, hört man die Tataren etwa eine Strophe aus einem H.... liede halbteutsch herstottern und sie geben zu erkennen, daß ihnen der Sinn derselben klar gemacht worden sei. So sehr dem Mennoniten die Mittheilungsgabe oder der Sinn und Wille, auf Andere zu Gutem einzuwirken, zu fehlen scheint, so sind doch die Leichtsinnigen unter ihnen gesprächiger und thätiger.

    Das Benehmen der Teutschen gegen die Tataren ist eben nicht Achtung und Liebe einflößend. Man giebt dem Nogayen seine Geringschätzung gegen die Teutschen redlich zurück. Viele scheinen den Glauben zu haben, die Tataren wären ein von Gott verlassenes, dahingegebenes und verworfenes Volk. Schon ihr Aeusseres, ihre Kleidung, macht sie dem in altteutscher Tracht gekleideten Mennoniten eben so widerlich, als ihm auch das französische oder englische Costüm nach der neuern Mode es ist.

   Jener erscheint ihm als ein blinder Heide, dieser als ein Weltkind und Antichrist. Der Mennonite — aber er nicht allein — glaubt Gründe genug zu haben, sich über den Nogayen lustig zu machen, ohne es sich nur zu träumen, daß auch er selbst unwissend sei und in manchen Stücken noch eben so weit hinter Andern zurückstehe. Aber nicht nur Geringschätzung, sondern auch Furcht verhindert zum Theil eine nähere Gemeinschaft und die Einwirkung der Teutschen auf die Nogayen, und doch muß jeder aufrichtige, vorurtheilfreie teutsche Kolonist gestehen,daß man keine Ursache habe, sich vor dem Nogayen zu fürchten, wenn auch bisweilen hie und da Pferdediebstähle geschehen.

   Die Unfreundlichkeit des Teutschen gegen den Nogayen mußte auch ich mehrmals erfahren, da ich von den Wenigsten als Teutscher erkannt wurde. Als ich einmal eine kleine Gartenanlage bei dem Hause eines Aeltesten oder Vorgesetzten der Gemeine besah, wollte mich die ehrbare teutsche Hausfrau, welche nicht tatarisch sprechen konnte, unter russischen Schimpfworten aus dem Gehäge jagen. Ich zögerte, teutsch zu sprechen; dann aber bat ich, künftig auch einem Tataren freundlicher zu begegnen. Freilich wird bei solchen Besuchen der Nogayen die Geduld des Teutschen auf harte Proben gestellt; denn die Neugierde jener ist groß und man bringt sie nicht leicht vom Platze.

   Gleichwohl ist der Teutsche dem Tataren, überhaupt genommen, doch weit gewogener als der Russe, und so auch der Tatar jenem viel besser als diesem. Dies zum Theil schon um der Religion willen; der Gottesdienst jener Teutschen ist einfach; der griechische hingegen in vollem Bilder und Ceremonienprunk, also im schärfsten, größten Kontrast mit der einfachen und prunklosen Verehrungsart, die der Islam vorschreibt. Uebrigens ist die Nähe der Teutschen gewiß nicht ohne allen Einfluß auf die Nogayen geblieben. Wenig ist immer auch wenig sichtbar, und zu richtiger Vergleichung wäre große Kunde vieler Umstände und Thatsachen erforderlich.

    Wahrscheinlich mögen die Nogayen auch von den Teutschen mehr Liebe zum Ackerbau überhaupt angenommen, namentlich auch den Roggenbau ihnen abgelernt haben, sodann eine etwas bessere Bauart der Häuser, Verbesserungen der Ackergeräthschaften, des Viehstandes u. s. w. Mehrere unter den Teutschen nehmen warmen Antheil an dem Schicksale der Nogayen und suchen selbst mit Vorliebe für ihr Wohl zu sorgen. Man bedient sich auch immer mehr der benachbarten Nogayen als Gehülfen bei der Heuaerte, bei'm Dreschen und als Hirten.

   Daß der Nogaye etwas scharf gehalten sein müsse, ist ein Grundsatz aller Nachbarn, der auf einiger Erfahrung gegründet sein mag. „Reicht man", heißt es, „dem Nogayen den Finger, so nimmt er den Arm und bald auch den Kopf." Die Entwicklung des Guten macht ja überhaupt keine Riesenschritte. Mit der Zeit wird, wenigstens auf Seite der Teutschen, Vorurtheil und Geringschätzung sich mindern. Weniger wird diesfalls von dem Nogayen, so lang er Muselmann ist, zu erwarten sein.

 

Armenier. Griechische Muselmänner. Zigeuner.          

   Von den Völkern, welche zum Theil unter den Nogayen leben oder mit diesen in besonderer Berührung stehen, müssen die Armenier nicht vergessen werden. Die Nogayen haben viel mit Armeniern zu thun. Sie verkaufen zum Theil an diese ihren Waizen, kaufen von ihnen hingegen Pferdesättel, Stiefeln und andere Waaren.

   Armenier sind es hauptsächlich, welche in der Nähe der Nogayen, auf den Pachtländern, ihre großen Pferdeheerden weiden lassen. Nogayen dienen bei diesen in Menge als Pferdehirten. Sie sind meistens reiche Leute aus der Stadt Lachschuan, einer armenischen Kolonie, durch Auswanderer aus der Krimm entstanden und jetzt eine bedeutende Handelsstadt, bei Tscherkask am Don.

   Die Armenier stehen in Hinsicht ihres Charakters in keinem guten Rufe. Von ihnen sagt ein Sprichwort, daß zwei Juden gleich seien einem Armenier, zwei Armenier einem Griechen und zwei Griechen einem Teufel.

   Die Zigeuner machen eine Klasse von Menschen aus, welche, unter den Nogayen herumwandernd, verschiedene Rollen spielen und in starkem Verkehr mit ihnen stehen. Im ganzen südlichen Rußland finden sie sich in großer Anzahl, zum Theil auch angesiedelt, größtentheils aber als Vagabunden, wie dies auch im Gebiete der Nogayen der Fall ist, von denen sie Tschingens genannt werden.

   Sie ziehen nicht mit Nomadenhütten herum, sondern bloß mit Wagen, über welche sie an dem Orte, wo sie sich lagern und eine Zeitlang wohnen wollen, Teppiche ausbreiten und dann so zum Theil unter den Wagen wohnen. Des Sommers wohnen sie unter dieser Art Zelten, viele auch des Winters; Andere ziehen in wärmere Gegenden oder logiren sich in einem Tatarenhause ein.

   Dieses Volk, von dem Einige glauben, daß sie von den Hindus aus Indien, Andere, daß sie aus Aegypten und Aethiopien abstammen, spricht eine eigene Sprache, zugleich aber auch mehrere fremde der Länder, in denen sie herumziehen; die im südlichen Rußland meistens russisch, tatarisch, türkisch, kalmükisch. Die Gesichtsbildung der Zigeuner ist im Ganzen schön und hat nichts Mongolisches. Die Farbe ihrer Haut ist stark braun oder auch schwärzlich-gelb.

   In ihrer Lebensart sind sie über alle Vorstellung unreinlich. Die Kinder gehen nackt, ohne Unterschied des Geschlechts. Die Weiber treiben Chiromantie und schwatzen den Tatarinnen Putzwaaren, z. B. Ringe, Armund Stirnbänder u. dgl. von geringem Metall als gutes Silberzeug auf.

   Die Männer beschäftigen sich mit Schmiedearbeiten und machen ihre Esse unter dem Zelte in den Boden. Sie handeln mit Pferden, welches aber meistens gestohlene sind. Sie sind selbst große Pferdediebe. Von ihnen selbst geraubte Mädchen werden verhandelt. Wer ein wohlfeiles Mädchen will, kann sich an sie wenden. So sind diese herumziehenden Banden dem Lande zum großen Nachtheil.

   Schlechte Waare lassen sie sich theuer bezahlen und gehen mit nichts als mit Betrug und Dieberei um. Sie wissen ihrer Rede durch astrologische Deutungen Gewicht zu geben und werden von den Tataren zum Theil als ein Volk betrachtet, das in einer besondern Verbindung mit, ich weiß nicht ob guten oder bösen, Geistern stehe. In den Tatarendörfern ziehen sie mit Dudelsäcken, Trommeln, Pfeifen und Cymbeln herum und die Weiber führen allerlei eben nicht sehr züchtige Tänze auf.

  

Durchziehende durch das Gebiet der Nogayen und Besuchende.

   Ausser Karavanen durchreisen die Steppe noch armenische und russische Kaufleute und besonders auch krimmsche Tataren, letztere mit bedeckten Wagen, gewöhnlich von Kameelen gezogen, auf welchen Obst, Weintrauben und andere Produkte der Krimm durchgeführt werden. Man sieht auch viele aneinander gereihte neue Wagen und eine Menge, oft bis 30 Paar, ebenso hinter einander gereihte und laufende Wagenräder, welche in der Krimm verfertiget und in diese Holzleeren Steppen zum Verkaufe weit und breit verführt werden.

   Zur Seltenheit durchreist die Steppe der Nogayen auch etwa ein Engländer oder ein anderer Reisender, der Länder und Völker kennen lernen will. Dies geschieht aber gewöhnlich sehr schnell, weil man weder Nutzen noch Vergnügen in diesem Theile von Rußland zu finden glaubt. Teutsche Handwerksbursche, welche in Taganrok, Astrachan oder TifliS ihr Glück versuchen wollen, zeigen sich von Zeit zu Zeit auf den Gränzen des Gebiets, ziehen sich aber möglichst bald heraus, um längs der teutschen Kolonisten Dörfer fechtend weiter wandern zu können.

   Ungaren mit Arzneien machen ihr Glück nicht bei'm Nogayen, finden aber dafür bei den hieländischen Teutschen, denen es auch an Arzneimitteln fehlt, um so mehr Abgang mit ihren Quacksalbereien.

 

Tzar Alexander im Gebiete der Nogayen-Tataren und der teutschen Kolonisten.

    Den 22. des Novembers 1825 traf der vielgeliebte Monarch, Kaiser Alexander,  mit seinem Gefolge, auf der Reise von Taganrok nach der Krimm begriffen, an der Molotschna ein.

   Da bei den Nogayen Lärm und Zank auch bei den geringfügigsten Begebenheiten gebräuchlich ist, so muß man sich nicht wundern, daß es jetzt bei dieser Gelegenheit (Der Besuch des Tzars) um so mehr der Fall sein mußte, als es um die Weiterforderung und Bedienung des Kaisers zu thun war.

   In der Nacht fuhr der Feldjäger und nicht lange nach ihm der Koch des Monarchen durch das Dorf. Ihnen voran ritten Fackelträger. Des Morgens fand ich kein freudiges Erwarten, keine frohen Gesichter und wenige Menschen auf der Straße. Man blieb lieber bei Hause; Mancher vielleicht aus Furcht vor dem, was bei ähnlichen Gelegenheiten oft dem gemeinen Tataren von der nicht seltenen Ungerechtigkeit ihrer untern Vorgesetzten oder Beamten begegnet und das diesem Volke eben keine Liebe zum Staate und dem Fürsten beibringen kann. Und wenn auch den milden Kaiser niemand haßte und hassen konnte, so war er ja doch ein — Christ: und was aus Petersburg kam, hatte bei diesen Muselmännern doch lange nicht den Werth dessen, was aus der Hauptstadt der Welt, aus ihrem Stambul  kommt.

   Alexander, der Erste, kam freilich nicht mit dem Glanz und Pomp eines Groß-Sultans, sondern in einfacher Reisekalesche, in grüner Uniform und gewöhnlicher russischer Reisemütze. Vor dem Wagen des Kaisers fuhr ein Kammerdiener, der aus seinem Wagen einigen Tataren Geldstücke reichte. Der Kaiser stieg aus. Ein Kreis von Tataren, unter denen auch ich mich in tatarischer Kleidung befand, schloß sich um ihn her. Ein tatarischer Edelmann mit seiner Frau fielen vor ihm nieder, die Stirn zur Erde beugend, ihre Huldigung darzubringen. Der Kaiser hob sie freundlich auf und sprach einige russische Worte mit ihnen. Noch eine kleine Zeit stand er da, in seiner schönen Gestalt, mit Liebe und Vertrauen einflößender Miene, im Kreise sich umsehend, als wollte er noch sprechen machen oder irgend eine Bitte annehmen. Ein Wort, im Namen von Tataren und für Tataren geschrieben, wurde mit herablassender Güte aufgenommen.

   Heftiger Wind hob Staubwolken im Dorfe empor, welche der Tumult von Menschen und Pferden noch mehrte. Der Kaiser ließ sich von seinem Kammerdiener in den Mantel einhüllen; die Pferde waren gewechselt; der alte Leibkutscher, mit Orden geziert, gab das Zeichen zur Abfahrt; die leichtfüßigen Tataren-Pferde setzten aus und waren bald aus dem Staube.

   In der teutschen Kolonie Steinbach speiste der Kaiser zu Mittag. An der Gränze des teutschen Gebiets ward er von dem ältesten Mitgliede des Ekatherinoslawschen Comptoirs und von den Aeltesten oder Vorstehern der Mennonitengemeine, zu der diese teutschen Kolonien gehören, empfangen. Sogleich nach der Abreise des Kaisers aus dem Tataxendorfe Araklu setzte ich mich zu Pferde und ritt in gerader Richtung über die Steppe weg nach dem teutschen Dorfe Ohrlof, wo der Kaiser gegen Abend anlangte und in dem gut gebauten Wohnhause des Bevollmächtigten der Kolonie, Namens Cornies,  eine Schale Thee trank.

   In der letzten teutschen Kolonie, Altenau,  wo er übernachtete, wechselte der Monarch vor der Abreise einem Tataren, der freimüthig an den Wagen trat, alte,  schon längst ungültige Assignate oder russisches Papiergeld gegen andere dergleichen gangbare ein; wobei mein Wirth, der Tatar Ali, der gut russisch spricht, den Dolmetsch machte. Immer war der Kaiser den Teutschen und besonders den Mennoniten in Rußland sehr gewogen. Wünschend äusserte er hier, daß mehr Bäume gepflanzt und auch Waldungen angelegt werden möchten.

Die ersten Folgen dieser Serie zum Nachlesen  - Hier

Fortsetzung folgt

 

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