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Der "Stundismus"
Eine evangelische (rein russische) Erweckung
zur Zeit der Mennoniten in Russland
Das Russland der Mennoniten war ein religiöses Land, seine Einwohner waren dem Glauben zugetan. Grundsätzlich war man katholisch, orthodox katholischen Glaubens, der nicht von Rom, von dem Papst gesteuert wurde. Dieser Glaube hatte seinen Ursprung in Konstantinopel, war von dort nach Russland gewandert.
Der orthodoxe Glaube hat eine andere Ausformung als der katholische, der von Rom bestimmt wird. Der Gottesdienst hat wenig Predigt. Es ist mehr ein frommes Schauspiel, die Kirche hat keine oder wenig Sitzplätze. Der Gläubige steht im Raum und die "Predigt" wird vorgespielt und vom Gläubigen mit den Sinnen erfasst.
Ich habe so einen Gottesdienst mal in Deutschland miterlebt. Es war mir ungewohnt, aber nicht bedeutungslos. Es beeindruckt den Anwesenden. Und es hat im Laufe der Geschichte ein gläubiges Volk in Russland geformt.
Es kann aber auch ganz in äußeres Formchristentum ausarten wie ja eigentlich jede Glaubensform, auch die Mennonitische.
Der nun folgende Bericht, etwas gekürzt, aus der Mennonitischen Rundschau, beschreibt den "Stundismus" in Russland. Der Name kommt vom deutschen Wort "Stunde". Russen hatten "Bibelstunden" deutscher Einwanderer miterlebt und übertrugen sie nun in ihre Kultur. Stundismus beschreibt eine Art evangelische Frömmigkeit, die in die russische Kultur übersetzt wurde.
Nun folgt der Bericht aus der Mennonitischen Rundschau (04.07.1883):
Der Name der Stundisten stammt aus den deutschen Kolonien, von den Versammlungen deutscher Bauern, in denen das Beten und Erklären von Bibelstellen, das Singen von Chorälen und Psalmen, das öffentliche Gebet einzelner Mitglieder üblich waren. Dort lernten russische Bauern gelegentlich diese Bet-Stunden kennen, und nachdem sie dieselben in ihre russischen Dörfer verpflanzt hatten, nahmen sie davon den Namen „Stundisten” an.
Aus diesen Betstunden erwuchs die ganze religiöse Bewegung. Denn wie bei den deutschen Kolonisten, so wird auch bei ihren russischen Nachbarn das Evangelium zur Grundlage der Betstunden genommen. War aber den protestantischen Deutschen in Russland das Neue Testament ein Buch, das sie seit vielen Generationen begleitete, so war es für die russischen Nachbarn etwas völlig Neues. Die Lehre von der Erlösung durch Christus, die lebensvoll einfachen Worte der Bergpredigt haben diese religiösen Naturkinder Russlands hingerissen.
Es bildeten sich schon vor zehn Jahren (Dieser Bericht wurde 1883 geschrieben), vielleicht noch früher Gemeinden, welche, sich tatsächlich von der russischen orthodoxen Kirche lossagten. Sie versammelten sich Sonntags in einem Hause des Dorfes, einer der Männer, der etwas mehr von der Bibel verstand, nahm sie zur Hand und las daraus vor, Psalmen, auch Choräle wurden gemeinsam gesungen, Gebete gehalten von jedem, der sich dazu in der Versammlung berufen glaubte. Also, ein absolut laies Christentum.
Nun trat eine Dorfschaft nach der andern dem Stundismus bei, und obwohl wiederholte Versuche seitens der orthodoxen Kirche gemacht wurden, der Bewegung Einhalt zu tun, so hat sie so nur an Stärke zugenommen.
Und nun die auffällige Folge dieser Bewegung: In den Gegenden, wo der Stundismus sich festgesetzt hat, ist der stundistische Bauer sofort vom orthodoxen Gläubigen, das stundistische Dorf vom gewöhnlichen russischen Dorfe zu unterscheiden.
In ihrem Dorfe herrscht größere Sauberkeit, Wohlstand, die Weinschenken sind verschwunden und die trunkenen Dorfbewohner, die bis dahin tief in Schulden an den Staat standen, bezahlen nun ihre Schulden rasch und sind fortan nie mehr mit ihren Steuern im Rückstande. Im stundistischen Bauernhofe sieht es reinlich und ordentlich aus, kein Streit, kein lärmender Zank wird gehört, die Familie ist arbeitsam, ehrlich und kommt schnell zu Wohlstand.
Die Wirkungen der Bekehrung zum Stundismus, so erzählte mir ein dortiger Gutsbesitzer, sind oft erstaunlich. Bauern, die bis zum 40. und 50. Lebensjahre nichts getan, als wöchentlich das vertrinken, was sie wöchentlich erarbeitet, die fast täglich irgendwo berauscht auf der Strasse oder in der Schenke lagen, die Pferd und Ross versoffen und dann die Frauen und Kinder prügelten, rühren seit der Stunde der Bekehrung keinen Tropfen Branntwein mehr an.
An die Stelle des zerfetzten Hemdes, des zerlumpten Rockes tritt reine Wäsche und ordentliche Kleidung; an die Stelle des beständigen Tobens und Zankens im Hause herrscht nun Ernst und Friede; an die Stelle äußeren Schmutzes in der Wohnung gibt es Sauberkeit, reine, weiß getünchte Wände, gewaschene Dielen; an die Stelle schlechter Ackergeräte und schlechter Beackerung des Bodens treten gepflegte Pferde und gepflegte Felder. Der Wohlstand steigt alsbald, die Zufriedenheit ist im Hofe ersichtlich, und Abende hört man regelmäßig Psalmen und Choräle darin ertönen.
Es ist erstaunlich, welche schroffe Verwandlung hier vorgeht, eine Verwandlung, wie sie beim deutschen Bauer nur äußerst selten möglich wäre und deren Erklärung teils in dem wenig zähen, wandelbaren Charakter des Slaven, teils in der elementaren Gewalt zu suchen ist, mit welcher das zum ersten Mal erwachte religiöse Bewusstsein auf dieses empfindsame Volk einwirkt.
Was keine Überredung, keine Mittel des Staates, keine Drohung oder Strafe des Herrn oder Vorgesetzten erzielt, was keine Not in Haus und Hof, keine Tränen von Weib und Kind verhindern, wovor die sichere Aussicht auf materiellen Ruin und persönliches Verkommenheit zurückschrecken: das nationale allgemein verbreitete Laster der Betrunkenheit in Russland, es wird hier in ein paar Stunden und auf immer beseitigt. Und es ist nicht die bewusste Überlegung, was den Mann so tief packt, sondern religiöses Empfinden, religiöses Bewußtwerden.
Dass dies das treibende Hauptmotiv ist, geht schon aus der gewöhnlichen Form der Propaganda hervor. Der Orthodoxe Bauer kann jahrelang den Wohlstand, die Zufriedenheit seiner stundistischen Brüder im Nachbardorfe mitansehen, ohne daß sich in ihm der Wunsch regte, sein elendes Dasein und seine zerstörenden Freuden der Kneipe mit dem Wohlergeben und dem gesunden Genießen der Nachbarn zu vertauschen. Kein sittliches Bedenken kommt in ihm auf, denn die allgemeine Sitte macht ihm aus seinem Leben keinen Vorwurf, selbst wenn er sich zu Tode zechte. Was aber ergreift ihn mit so übermächtiger Kraft?
Ein Gutsbesitzer erzählte mir folgendes Erlebnis. Eines Tages kommt einer seiner Leute eilig herbeigeritten und meldet, in einem der Dörfer der Nachbarschaft seien Stundisten angelangt und würden eben von den Bewohnern des Dorfes mit Knüppeln und Steinen bearbeitet. Der Herr setzt sich sofort zu Pferde, eilt in das Dorf und findet Folgendes. Aus einem weit entlegenen stundistischen Dorfe sind einige Wagen voll Stundisten angelangt.
Langsam fahren sie heran und in das fremde Dorf hinein, mit weithin schallenden Stimmen Psalmen singend. Wie sie in die Straße kommen, sammeln sich immer mehr Bauern um die daherziehenden Wagen, es wird gehöhnt, gelärmt, die Menge fordert laut, dass die Stundisten sofort umkehren und das Dorf verlassen. Denn der Stundist ist für den Orthodoxen ein Gegenstand des Spottes, auch des Hasses um seiner Nüchternheit willen, und der Pope, der orthodoxe Geistliche sagt, er sei ein Feind der Kirche und Gottes.
Die Stundisten aber lassen sich nicht abschrecken, sondern fahren ruhig weiter. Endlich geht die umdrängende Menge zu Taten über, man zerrt und stößt die Singenden, dann kommen Schläge, dann Steinwürfe. Einige werden heruntergezerrt und geprügelt, auf die anderen wird mit Knüppeln und Steinen immer wütender losgeschlagen. Aber die Psalmensänger fahren langsam weiter, sie singen und singen, sie erwidern die Schläge nicht, sie wehren sie nicht ab, sie verziehen keine Muskel des ernsten Gesichts, sie geben keinen anderen Laut von ihren Lippen als den des frommen Gesanges.
Schon sind mehrere von ihnen in Lebensgefahr aber auch mehrere von ihren Gegnern überwunden, bekehrt; auf die Kniee niedergesunken blicken sie jenen Sängern wie Heiligen nach; da erscheint zur rechten Zeit der Gutsbesitzer und rettet die Bedrohten. Zwei Tage später aber ist das ganze Dorf zum Stundismus übergegangen.
Ein anderes Beispiel: ein Bauer, ein armer, frecher, stets in Schlägerei verwickelter und stets betrunkener Kerl bekehrt sich. Von Stund an trinkt er keinen Tropfen, wird fleißig und ordentlich. Die Nachbarn höhnen und misshandeln ihn, sie brechen täglich bei ihm ein, sobald in seiner Hütte das Psalmensingen beginnt, beschimpfen ihn und seine Familie, er erduldet Alles ohne Murren.
In einer Familie sind Sohn und Tochter zum Stundismus übergetreten; die Eltern suchen ihre Kinder durch Überredung, durch Befehl zurückzubringen, und als das fruchtlos ist, werden die Kinder schwer gegeißelt und sonst misshandelt. Aber die beiden lassen Alles über sich ergehen, sie verziehen bei den Geißelungen keine Miene, kein Laut des Schmerzes, des Vorwurfs ertönt: da wandelt sich der Sinn der Eltern und ein Augenblick hat sie zu Stundisten gemacht.
So greift der Stundismus um sich. Nicht in den oberen Klassen der Bevölkerung. Aber den einfachen Mann, die Massen packt die einfache christliche Lehre mit einer Gewalt, wie sie nur etwa bei heidnischen Völkern beobachtet worden ist. Man zählt die Stundisten bereits nach vielen Tausenden, die Propaganda ist von Kiew bereits in mehrere benachbarte Gegenden hinübergesprungen und hat die Kraft des Martyriums mitgenommen. Ohne auf politisches Gebiet zu treten, wirkt sie augenscheinlich auflösend gegen die Stellung der Staatskirche.
Vor kurzer Zeit soll, so heißt es, eine Deputation der südrussischen Stundisten in Petersburg erschienen sein, um eine engere äußere Verbindung anzuknüpfen mit dem Führer einer inzwischen dort aufgetauchten verwandten Bewegung, mit Paschkow. Wassili Alexandrowitsch Paschkow ist ein Jünger des Lord Radstock. Dieser englische Laienprediger kam in den siebziger Jahren (1870) nach Petersburg, um dort in den russisch aristokratischen Kreisen das Feuer des lebendigen Glaubens zu entzünden. Er fand Anklang, und zu dem Kreise seiner Bekehrten gehörte bald auch der berühmte Paschkow.
Unwillig hatte sich Paschkow zu Anfang von den Versammlungen Radstocks ferngehalten, für die schon mehrere seiner Angehörigen gewonnen waren. Er war Oberst in der Garde, ein eleganter Offizier, der Abkömmling einer alten Bojarenfamilie, sehr reich und ein Lebemann. Ein paar Andachtsstunden, die er fast widerwillig mitmachte, wandelten ihn von Grund aus um. Er verließ den Dienst und wurde der eifrigste Kämpfer auf diesem religiösen Felde. Er öffnete seinen Palast den Andachtsstunden, welche dort bald für die vornehme Welt von Petersburg, bald für das niedere Volk, bald in französischer Sprache und unter Mitwirkung Radstocks, bald in russischer Sprache abgehalten wurden.
Die Bekehrten mehrten sich schnell sowohl in den oberen als in den niederen Klassen, andere vornehme Häuser öffneten sich den Andächtigen, die werktätige Liebe begann ihren Gang ins Volk wie zu den besten Zeiten des Christentums. Es wurden die reichen Mittel vieler der Bekehrten aufgeboten, um Anstalten gegen die Not des niederen Volkes, Speisehäuser, Hospitäler u. dergl. zu begründen. Wo ein gemeinüppiges Unternehmen der Hilfe bedurfte, da pflegte man bald Paschkow und seine Gesinnungsgenossen anzurufen.
Der Name Paschkow ist heute in Petersburg so bekannt, auch im niederen Volk, wie wenig andere. Die einen nennen ihn mit Achtung, die andern mit der Ehrfurcht solcher, die ihm ihre Belehrung verdanken. Und die Mittel der Belehrung sind auch hier wieder die einfachsten.
Am Abend eines hohen kirchlichen Feiertages war es, als ich vor dem Portal des Hauses Paschkow aus der Droschke stieg. Ein riesiger Pförtner, hier Schweizer genannt, empfing mich, ein eben solcher Lakai nahm mir den Pelz ab und führte mich die Treppe hinauf in den Versammlungssaal. Der mächtige in Weiß und Gold gehaltene ehemalige Tanzsaal mit den schweren gelbdamastenen Vorhängen an Türen und Fenstern war mäßig erleuchtet, ein leises Geflüster schwebte umher, von etwa sechzig Personen verschiedenen Alters und Geschlechts ausgehend, die in kleinen Truppen zerstreut umher saßen.
Ich hatte etwa seit zehn Minuten auf einem Sessel Platz genommen, als ein hoher dunkel gekleideter Mann von etwa fünfzig Jahren, durch den Saal daher schritt und an einem kleinen Tische stille hielt, der nebst einem Stuhle am Ende des Raumes zwischen die Säulen gestellt war. Auf dem Tische stand ein Armleuchter und neben diesem lag eine Bibel. Der Mann betete still für sich etwa zwei Minuten lang, dann kniete er nieder und ich hörte Lobesworte Gottes. Ein Teil der Anwesenden kniete ebenfalls nieder, andere nicht, ein kurzes Gebet wurde gesprochen. Darauf las er einen kurzen Bibeltext, und dann die erläuternde Rede.
Die Sprechweise einfach, im Tone privater Unterhaltung, französisch; denn es war Lord Radstock, die Versammlung kam aus den vornehmen Kreisen und verstand Französisch. Der Kern des Vortrages war die Erlösung durch den Tod Christi und die Rettung durch den Glauben daran.
Ich gestehe, dass dasjenige, was ich von der Lehre erfasste, wie Radstock sie geformt hat, in mir einige praktische Bedenken wach rief. Die Erlösung durch Christus ist hiernach vollendet für alle Zeit und alle Welt, man hat nichts dazu zu tun, als den Glauben, die rein passive Annahme des Heils. Auch das Gebet hat keinen Sinn insoweit es eine Bitte ist um die Erlösung, sondern nur insoweit es als Dank und Preis die Annahme des Geschenkten äußert.
Diese Auffassung, in der Geschichte des Protestantismus nicht neu, hat ihre Gefahr für eine Glaubensgemeinde, welche über die Grenzen der Sekte, der engen Verbindung weniger und begeisterter Glieder hinaus will. Die menschliche Natur verlangt darnach im Allgemeinen, von sich aus etwas hinzu zu tun, sei es auch nur das Erbitten, Erflehen. Indessen das sind nicht wesentliche Fragen: die Hauptsache ist, dass die Gemeinde Radstock-Paschkow's alles beiseite wirft, was die Menschen um das Evangelium gelegt haben, und sich an demselben in seiner einfachen eigenen Kraft genügen lässt. Die Lehre ist durchaus protestantisch, evangelisch, freilich mit jener methodistischen Färbung.
Nach geschlossenem Vortrag folgt wieder ein lautes Gebet, und wer dann Lust hat, bleibt noch ein Stündchen, um über das Gehörte oder ihm Verwandtes sich zu unterhalten. Radstock und Paschkow sind stets bereit, den etwa in einem neuen Zuhörer glimmernden Funken zur Flamme anzufachen. Und wenig Menschen mag es in der Welt geben, die so geeignet wären, als der ehemalige Gardeoberst. Er besitzt nichts, womit er etwa die Menschen zu fesseln, zu beherrschen, fortzureißen vermöchte, ausgenommen die Glut seines Glaubens und seines Empfindens für seine Mitmenschen; keinerlei äußere Waffen ausgenommen das Neue Testament. Aber dieses genügt, um auch kalte Rationalisten bis ins Mark zu bewegen. Es ist die Gewalt des Mitgefühls, der stark und tief empfundenen Wahrheit, die Gewalt des lauteren Idealismus, wie sie zu allen Zeiten den Verkündern neuer göttlicher Wahrheiten eigen gewesen ist.
Bei der ersten Berührung erkennt man, wie auf die Glieder dieser Gemeinde das Evangelium als etwas ganz Neues gewirkt hat. Hier in den oberen Klassen der russischen Gesellschaft war die Bibel bis vor wenig Jahren eben so unbekannt als im Dorfe auf dem Land. Man erkennt diese Gewalt des Neuen um so mehr, wenn man als Protestant in diesen Kreis tritt; als ein Mensch, dem die Lehre von der Erlösung durch den Glauben an Christus von Kindesbeinen an vertraut gewesen ist.
Das ganze Wesen, die Sprache, bis auf die einzelnen Worte, welche man hört, es ist genau das, was ein wahrer und warmer protestantischer Vater seinem Kinde sagte, seit es zu sprechen begann. Darum ist ein Mann wie Paschkow oft enttäuscht, überrascht, wenn er findet, dass die große Wahrheit, welche ihm neu ist, einen großen Teil ihrer erschütternden Kraft verliert gegenüber dem Protestanten, der ihm etwa unbekannter Weise gegenüber steht. Um so wirksamer aber ist die neue Wahrheit im Kreise des russischen Edelmannes oder des Würdenträgers, der niemals über seine Sünden und über seine Erlösung auch nur fünf Minuten lang im Sinne der christlichen Grundidee nachgedacht hat. Dieser evangelische Glaube ist gewaltig im Kreise der gemeinen Leute, in denen der bewusste Gedanke an das Überirdische niemals sich geregt hat.
Die Säle Paschkow´s und seiner Glaubensgenossen sind eben sooft für die vornehme Welt geöffnet als für den gemeinen Mann. In diesen jedermann zugänglichen großen Versammlungen werden die Andachten eingeleitet und geschlossen mit Chorälen, welche aus deutsch-protestantischen Büchern übersetzt und nach deutsch-protestantischen Melodien gesungen werden. Es macht auf einen Deutschen einen wunderbaren Eindruck, in diesen russischen Versammlungen plötzlich die bekannten Klänge von „Ein feste Burg‘ oder dergleichen zu vernehmen. Im Übrigen ist die Form der Andacht fast dieselbe wie jene, welche ich oben zeichnete, nur ist die Sprache stets die russische. Die Wirkung ist aber oft eine sehr viel sichtbarere, als in den Kreisen der Gebildeten.