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Als der Weltkrieg zu Ende ging, 

welche Nachrichten unsere Eltern bewegten

 

     Es ist bekannt, dass unsere Leute am Kraul und auch in Curitiba die Mennonitische Rundschau empfingen. Das Portugiesische war ihnen noch nicht so geläufig, um sich durch Zeitungen Brasiliens zu informieren. Auf Kurzwellen konnten sie Radiostationen aus Deutschland empfangen. So werden wohl auch deutsche Zeitungen aus São Paulo wie die Brasil-Post oder andere mennonitische Zeitschriften ihre Informationsquellen gewesen sein.

   Welche Nachrichten haben sie am Ende des Krieges empfangen? Was diente als Gesprächsstoff, wenn sie sich über die "Welt da draussen" unterhielten?

   Ich habe einige interessante Mitteilungen aus der Mennonitischen Rundschau aus den Jahren 1944-45 gesammelt und mit einigen Kommentaren versehen.

 

 

   Man ist zu dem Entschluss gekommen, daß nach Beendigung des Krieges mit Deutschland nicht gleich ein Friedensvertrag unterschrieben soll werden, sondern man will nur veröffentlichen, daß Frieden in der Welt ist und nachdem Hitler, Mussolini und andere Kriegsführer gerichtet worden sind und man in Deutschland eine andere Ordnung eingeführt hat, dann kann man später auch einen gewöhnlichen Vertrag mit dem neuen Deutschland unterschreiben.

Aus der Mennonitischen Rundschau vom 5. Januar 1944

    So etwas Schreckliches sollte sich nicht bald wiederholen. Ein zu schneller Friedensvertrag könnte vielleicht bald wieder ein neues militärisches Deutschland hervorbringen und einen neuen Krieg entfachen.

  Dieses Vorhaben ist gelungen. So weit sogar, dass Präsident Trump nun Deutschland auffordert, endlich für seine militärische Selbstverteidigung zu sorgen. Das heisst, Deutschland soll endlich sich wieder militarisieren. Man fürchtet also keinen neuen Hitler. Mit Recht?

     Zu gleicher Zeit mit den Luftangriffen über Deutschland werden Flugschriften abgeworfen, in welchen die deutsche Bevölkerung aufgefordert wird, die Waffen niederzulegen; es werden auch Photographien von zerstörten Städten abgeworfen; die Aufforderung endet mit den Worten: Nur Deutsche können Deutschland retten.

Aus der Mennonitischen Rundschau vom 12. Januar 1944

   Man hoffte, dass eine interne Revolte Hitler stürzen könnte. Denn ganz sicher müsste es im Lande doch Leute geben, die einsahen, dass dieser Krieg verloren war.

 

 

    Man rechnet, daß Deutschland 6.000.000 Mann verloren hat an Toten, Verwundeten und Gefangenen seit Beginn des Krieges.

1944-01-12

 

 

     Argentinien wird von den Ver. Staaten als zukünftige Gefahr betrachtet.

1944-01-26

  Brasilien wurde von den USA gezwungen in den Krieg zu treten. Argentinien hielt sich "neutral". Aus einem guten Grund: so konnten sie ihr Fleisch liefern an beide Seiten. Und da das Land damals das stärkste in Südamerika war, waren die Vereinigte Staaten misstrauisch, welche zukünftige Entwicklungen zu erwarten wären.

 Die Mennonitische Rundschau lieferte Nachrichten über die ganze Welt, aber auch ganz spezifische für Mennoniten: 

    Ferner dachte ich, ob mir jemand Aufschluß geben könnte, was von unseren Neffen — Söhnen des heimgegangenen Bruders, Prediger Johann Töws, — zu hören ist. Ihre Namen sind Peter und Willibald. Die letzte Adresse, welche ich von ihnen habe, ist Curityba, Brasilien. Ich schickte Peter einen Brief vor etwa einem Jahre, aber es kam keine Antwort. Haben schon jahrelang nichts von ihnen erfahren. Es ist wohl fraglich, daß die „Rundschau“ noch in Brasilien gelesen wird. Würde sehr dankbar sein, wenn jemand könnte Aufschluß geben.

Wilh. I. Töws.

1944-02-16

  Ein Wilhelm Töws, aus Kanada sucht seine Neffen "Peter und Willibald", Söhne des verstorbenen Bruders, Prediger Johann Töws. Zuletzt sollen diese beiden in "Curityba" gewohnt haben, aber haben keine Antwort auf seinen Brief geschickt.

  Das war eines der Hauptziele der Mennonitischen Rundschau: die Mennoniten der ganzen Welt in Verbindung zu setzen.

  Am Ende des Krieges wurde die Rundschau wohl immer weniger in Brasilien gelesen.Ich erinnere mich daran, meinen Vater diesbezüglich mal gefragt zu haben. Ich glaube, er sagte, dass es zu teuer kommen würde. Wenn ich heute die Ausgaben der damaligen Rundschau nachschlage, stelle ich fest, dass sie zum Kriegsende hin, sich immer mehr auf interne Angelegenheiten der Mennoniten Kanadas konzentrierte, und somit für brasilianische Mennoniten uninteressant wurde.

 

  Als der Weltkrieg anfing, sahen sich die nordamerikanischen Mennoniten vor einer Herausforderung: sollten sie weiter auf die Wehrlosigkeit bestehen oder sollten sie die Welt gegen Hitler verteidigen. Manche traten dann in Sanitätsdienste ein, um wenigstens so indirekt der neuen Heimat zu dienen:

 

    Viele Mennoniten glauben ja auch, wenn man unter militärischem Kommando, wenn auch ohne Waffen, diene, so habe man damit schon das Prinzip der Wehrlosigkeit aufgegeben.

    Wir hier glauben, es ist schwer, da Grenzen zu ziehen, und jeder muss seine Erkenntnis und sein Gewissen darüber befragen, wie weit er gehen kann, und was er verweigern muss. Wenn die Gemeinde ein Dogma aufstellt und von ihren Gliedern verlangt, daß sie sich unbedingt daran halten, so muss sie natürlich auch alle Unkosten tragen, die daraus für die Dienenden selbst und für die von ihnen Abhängigen fließen, und dazu hat sich bis jetzt meines Wissens noch nur die Manitobaner Bergthaler Gemeinde verpflichtet.

    Alle Achtung vor denen, die einen entschiedenen Standpunkt einnehmen, wenn sie sich damit auch die Verachtung der Welt zuziehen.

    Doch so sehr wir die entschiedene Stellung solcher Gemeinden auch achten, wir könnten ihr Dogma für uns nicht annehmen, denn uns, d. h. denen, die so stehen, nicht den Gemeinden, die ein solches Dogma vertreten, ist der Sanitätsdienst Gewissenssache, das Beste, das wir dem Heimatlande laut Gewissen in der Stunde der Not geben können.

   Wir glauben, wir sind sowieso unter militärischem Regiment, ob wir’s wollen oder nicht, denn der Staat, in dem wir leben, der uns aufgenommen hat, als alle Welt uns verstieß, dem wir unsere Steuern zahlen, ist ein militärischer Staat und fordert von seinen Bürgern das, was ein solcher Staat zur Kriegsführung haben muss, und wir geben und zahlen es.

   Doch unsere Regierung hat uns einen besonderen Dienst zugestanden, in welchen wir nicht direkt töten müssen, und der auch zum größten Teil nicht direkt unter militärischem Kommando steht. Indirekt steht alles unter militärischem Kommando, so lange der Krieg währt.

1944-02-23

 

 

Freitag, den 25.:

Mackenzie King (der Premierminister Kanadas) befürchtet, daß wenn der Krieg noch lange anhält, man Waffen entdecken könne die menschliches Leben ohne Ende vernichten könnten.

1944-03-01

  Diese Nachricht macht stutzig: Hatte dieser Mann schon etwas über die Atombombe gehört? Kaum wahrscheinlich, denn die USA arbeiteten daran in absolutem Geheimnis. Oder war es einfach eine weise Einsicht dieses Mannes, diese furchtbare Waffe vorauszuahnen? Israel führt im Augenblick Krieg gegen den Iran, gerade um es diesen Fanatikern nicht zu erlauben, in den Besitz von Atomwaffen zu kommen.

 

  Wie lange brauchst du, um in einem Fremden einen Mennoniten zu identifizieren?

 

     Br. B. H. Unruh, der Bruder von A. H. Unruh, pflegte zu sagen: Wenn Mennoniten sich treffen, dann sind sie gewöhnlich nach drei Minuten bekannt und nach fünf Minuten verwandt.

1944-03-01

  Selbstverständlich war das Plattdeutsche die Brücke, um einen Mennoniten zu identifizieren. Und man war sofort "zu Hause".

  

 

   Man sagt, daß heute, wo der Schmelztiegel in Russland so heiß wird, eine Gemeinde überhaupt keine Rolle mehr spielt, sondern daß alle wahrhaft Gläubige sich zusammenschließen, ganz einerlei, welcher Gemeinde man angehört. Sie sind eins in Christo

1944-05-24

  Nach dem Eintritt des Kommunismus gab es keine legalisierte mennonitische Gemeinden mehr. Man traf sich informell in den Heimen. Wer eine Gemeinde wollte,ging zu den Baptisten. Die wurden von der sowjetischen Regierung anerkannt, u.a. weil sie ihre Jünglinge nicht vor dem Militärdienst zurückhielten. Besonders die Glieder der Brüdergemeinden traten dann massenweise in die baptistischen Gemeinden ein. Die Teilnehmer der (kirchlichen) Mennonitengemeinden schreckten davor zurück, weil sie sich dann einer neuen Taufe unterziehen mussten. Die Baptisten anerkannten die Besprengungstaufe nicht.

 

 

Churchill erwartet noch diesen Sommer den vollen Sieg und somit das Ende des Krieges.

1944-06-28

  Der europäische Sommer geht bis Mitte September. Bei dieser Äusserung Churchills erkennt man, dass selbst hochrangige Politiker solch schwierige Ereignisse schlecht abschätzen können, denn der Krieg endete erst zu Beginn des Sommers des nächsten Jahres.

  Das gilt dann also auch für die Politiker die die jetzigen Kriege führen: wissen die Leiter Russlands, der Ukraine und Israels wie ihre Kriege Enden werden?

    

    Wie aus London berichtet wird, ist die Gasoline Frage für die Deutschen sehr kritisch, deshalb sind so wenig deutsche Flugzeuge auf dem Kampfplatz.

1944-06-28

 

 

Donnerstag den 20. Juli:

     Hitler und 12 seiner höchsten und vordersten Generäle und Ratgeber wurden verwundet durch eine Bombenexplosion, welches wahrscheinlich auf des Führers Leben abgesehen war.

1944-07-26

  Mehr über das Attentat auf Hitler HIER und HIER.

 

 

    Wie aus London berichtet wird, haben die Deutschen als geheime Waffen Colorado Käfer verwendet, welche die Flugzeuge über Kartoffelfelder abwarfen und auf solche Weise die 7.000,000 Tonnen Kartoffelernte zu vernichten versuchten in England.

1944-08-23

   England und Russland waren die grossen Gegner Hitlers. Wie könnte er sie besiegen? Jedes Mittel war ihm dafür gut genug wie z.B. dass er versuchte, die Kartoffelernte Englands zu schädigen.

  Ein berühmter Versuch war Englands Wirtschaft kaputt zu machen durch Falschgeld. HIER ein Video darüber. Und in Textform HIER

 

  Friedrich W.Brepohl, der Name wird älteren Mennoniten Curitibas bekannt sein. Er hatte gute Kontakte zu den ankommenden Mennoniten in den dreissiger Jahren. Er hat sich für unsere Väter eingesetzt, denn er war schon länger in Brasilien und diente als Pastor und hat manche Beiträge in der Rundschau geschrieben.

   Über ihn war Ende 1944 folgendes in einer Rundschau zu lesen: 

 

Des Glaubens Erkenntnis im Zuchthaus von Friedrich Wilhelm Brepohl.

     (Unser langjähriger brasilianischer Mitarbeiter Bischof Friedrich W. Brepohl, jetzt in Curitiba, wurde verdächtigt ein Spion Hitlers zu sein und verhaftet. Er war insgesamt 31 Monate festgehalten, davon 59 Tage im Zuchthaus zu Porto Alegre, über 1500 Kilometer von seinem Wohnsitz.) Mit ihm wurden seine 3 Söhne verhaftet.

     Ein Offizier vom War Department U. S. A. entdeckte die Haltlosigkeit der Anschuldigung und bemühte sich um die seine Freigebung. Nunmehr ist Bischof Brepohl zum Berater und Mitarbeiter in religiösen Sachen von dem Staatssekretär des Innern des brasilianischen Staates nach Curitiba berufen und arbeitet zusammen mit der höchsten Staatsbehörde.)

1944-10-04

 

 Anhand der folgenden Nachricht ist festzustellen, wie die Beziehung der brasilianischen Mennoniten zur Rundschau nachliess. Warum? War es irgendwie als Folge des Krieges? Oder war es auch so, dass die Mennoniten sich immer mehr in Brasilien zu Hause fühlten und anfingen die Bande mit den anderen Mennoniten in der Welt zu lockern? 

    Gerne hätten wir hier auch die Beiträge derer von Paraguay und Brasilien, da sie die letzten Zeugen jener Glaubenshelden waren. Doch das wird nun bei den schlimmen Verkehrs- und Postverhältnissen schwer zu verwirklichen sein.

1944-12-27

 

 

 

    In Vancouver wurde eine Frau, die unter der Anklage stand, betrunken gewesen zu sein, von dem Richter unter der Bedingung freigelassen, daß ihr Mann sie zu Hause tüchtig verhauen würde.

1944-12-27

   Heute würde dieser Richter selbst hinter Schloss und Riegel kommen. Wenn so eine Mitteilung gemacht werden konnte, das zeigt aber auch, dass man es damals noch für natürlich hielt, wenn der Mann auf diese Weise seine Frau beherrschte.

 

 

    Hitler sprach zum ersten Mal nach vielen Monaten. Er glaubt, daß Deutschland im Jahre 1946 den Krieg erringen werde. Kapitulieren werde es nie, behauptete er.

1945-01-03

  Ein Paar Monate vor Kriegsende macht Hitler diese Mitteilung. Er lebt abgeschieden im Bunker, erfährt vom Verlauf des Krieges über seine Mitarbeiter, die nicht den Mut haben, ihm die Wahrheit zu sagen. Er selbst hat keinen Kontakt mehr mit der Aussenrealität.

 Sonnabend, den 20. Januar:

    Die Russen sind in Schlesien eingedrungen und gehen weiter vor. Die Deutschen sagen ihrem Volke, daß die Russen mit Uebermacht vordringen, und da sie noch nicht sofort können aufgehalten werden, doch die Gegenoffensive werde folgen.

1945-01-24

 

 

    Die Lage in Paris ist noch schwer, denn es wird bekannt gegeben, daß seit der Befreiung der Hauptstadt bis heute 30.000 Katzen geschlachtet und gegessen wurden, weil es an Fleisch mangelt.

1945-02-21

  Paris war von den Deutschen 1940 eingenommen worden. An dieser Nachricht bekommt einen Einblick, wie verzweifelnd die Lage war.

 

    An der italienischen Front haben die Amerikaner und brasilianischen Truppen ihre Lage befestigt.

1945-03-14

 

Die Amerikaner haben das ganze deutsche Reichsreserve von Gold und anderen Wertgegenständen, d.h. fast einen unberechenbaren Wert, in Kartellen in den 2100 Fuß tiefen Merker Salzminen aufgefunden, wo die Deutschen sie versteckt hielten. Deutsche Reichsbank Beamten sagen, es ist die ganze Reserve des Landes.

1945-04-18

 Siehe einen Bericht über den Gebrauch eines Salzbergwerkes als geheime Einlagerungsstätte für Nazi-Raubkunst  HIER

 

Dienstag, den 17. April:

    Die Deutschen sind auf der ganzen Westfront in die Flucht geschlagen. Wie es scheint, versuchen sie, sich in die Berge Bayerns zurückzuziehen zum letzten Kampf.

 

Sonnabend, den 21. April:

Die russische Armee ist in Berlin eingebrochen und rückt durch die Ruinen zum Zentrum der Stadt. Die ersten russischen Soldaten, die vorangehen, sind die von Stalingrad, um Rache zu üben.

1945-04-25

 

 

  Vor Beginn des Krieges wurden unter den Mennoniten Nordamerikas grosse Versammlungen organisiert, um das Deutschtum zu feiern. Man war stolz über den Wiederaufstieg Deutschlands und man feierte den Helden dieser Tat,Hitler, auch in der Mennonitischen Rundschau.

   Als nun während des Krieges es klar wurde, dass man sich gänzlich geirrt hatte,verfiel auch das Ansehen und der Gebrauch der deutschen Sprache.

 

    Mit der Verdrängung der Sprache aus den Gottesdiensten in der Kirche bei uns in den Ver. Staaten, verliert sich dieselbe auch in der Familie und es darf gar nicht mehr lange nehmen und sie wird ganz aus den mennonitischen Gemeinden verschwunden sein. Welch ein Verlust! John J. Dick

Kath. Rempel, geb. Martens 27 Bruder Ave. Kitchener, Ont.

1945-05-02

 

   Wie erging es den Mennoniten, die in Russland geblieben waren? 

Ein Brief aus Rußland. Geschrieben den 27. Februar 1944.

    Liebe Mama und Geschwister.

    Zuvor wünsche ich Euch dort in der weiten Ferne die beste Gesundheit, welche wir die wir zu Hause sind, jetzt auch genießen. Nur mit tiefem Schmerz berichte ich Euch, daß mein Mann Peter, der den 6. November 1942. eingezogen wurde, den 28. Apr. 1943 dort gestorben ist. Er hat nur einen Brief geschrieben. So könnt Ihr Euch meine Lage vorstellen. Weit entfernt von Mutter und Geschwister. Aber es ist ja alles nur zeitlich. Es kommt ja noch die Ewigkeit, der einzige Trost im Leben.

    Ich schreibe, weiß nicht, darf ich noch einer Mutter mein Leid klagen, oder ist das auch schon aus? Dann ist all meine Hoffnung gescheitert. Mit meinem Mann werde ich mich schon nicht mehr in diesem Leben sehen. Aber mit Mutter und Geschwister könnte es vielleicht noch passieren. Schreibt um Gottes Willen, wenn Ihr diesen Brief erhalten habt, doch gleich zurück. Unsere Familie besteht aus 5 Kindern und mir. Es kommt einem manches mal schwer vor, jetzt der Steuermann allein zu sein. Ich und Peter (Ihr Sohn) besorgen jetzt schon den 5. Monat 24 Kälber. Peter, Anna und Hein gehen zur Schule. Lila ist den 16. Mor. 7 Jahre alt, und Jascha war im Nov. 4 Jahre. Die sind zu Hause. Wir wohnen nicht in unserm Haus. Ich musste 23 Stöcke Bienen besorgen, bekam 115 Zentner Honig als Prämie. Und Peter hat auf dem Felde gearbeitet. Kuh haben wir eine, wird bald kalben. Ziegen haben wir 2, haben beide gelammt. 1 hat 3. das andre 2 Lämmer, 1 Schaf haben wir noch. So jetzt habe ich ein wenig Euch mein Leben vorgestellt. Von den andern Geschwistern weiß ich nichts, habe schon lange keine Nachricht. Von Maria ihrem Haus bekamen wir vorigen Winter einen Brief, schrieb auch gleich zurück, habe nachher keine Nachricht erhalten.

     Zum Schluß noch einen Gruß von uns allen.

von Eurer Tochter und Schwester Katharina Kornelsen.

     Dieser Brief wurde uns von unsern Lieben aus Paraguay zugesandt. Er ist von meiner Schw. Frau Peter Kornelsen, geborene Katharina Harder. Früher wohnten sie in Sagradowka No. 14, jetzt aber schon etliche Jahre in Orenburg, von wo aus sie dies geschrieben hat. Dies ist die einzige Nachricht, die wir je erhalten haben. Meine Schwester, Anna Harder möchte gerne erfahren, wo sich Jakob Klassens eingewandert aus Sagradovka No. 14, aufhalten. Und ihre gewesene Schulfreundin Frau Heinrich Penner, gewesene Katharina Kröker. Sie möchte gerne etwas von Euch hören. Ihre Adresse ist: S. A. Paraguay, Pit, Rosario, Kolonie Friesland, Dorf Landskrone, Miss Anna Harder. Eingesandt von Frau Daniel Wittenberg, Vancouver, B. C.

1945-05-16

  Wir können es uns kaum vorstellen, wie viel Leid die zurückgebliebenen Mennoniten erlitten haben. Katharinas Mann wurde in den Soldatendienst eingezogen, als Mennonit wahrscheinlich an die vorderste Front gestellt, konnte seiner Frau nur einen Brief vor seinem Tod schreiben und nun muss sich mit ihren Kindern allein durchschlagen, weit entfernt von Eltern und Geschwistern, die ihr doch helfen würden,wenn sie noch in Russland wären.

   Die Informationen über ihren Alltag geben Einblick in ein sehr begrenztes Leben. "Es kommt ja noch die Ewigkeit, der einzige Trost im Leben. 

 

    In den Bayrischen Bergen, unweit von Berchtesgaden sind weitere Schätze Deutschlands in Salzgruben gefunden worden, darunter auch weltberühmte Bilder, die aus Frankreich, Rußland und anderen Ländern stammen, sowie auch Hitlers Bibliothek. Deutschlands ganzer Goldschatz ist in den Händen der Amerikaner.

1945-05-23

 

   Der Krieg ist zu Ende. Nun suchen die Alliierten die Naziführer 

   Deutschland ist ganz besetzt von Alliierten Truppen. Es werden immer weitere, hohe Parteiglieder in Deutschland gefangen gesetzt. Der Polizeiführer Himmler wurde genommen und verübte Selbstmord und starb in 15 Minuten vor der Untersuchungsbehörde. Er wurde in einem Walde begraben und die Grabstätte wurde unkenntlich gemacht, so dass das Grab nie gefunden soll werden. Doch der Auslandsminister Joachim von Ribbentrop ist so weit spurlos verschwunden. Seine Frau glaubt, daß er in Berlin geblieben ist und dort im letzten Kampf sein Leben verloren bat. Hitlers Leiche ist auch nicht gefunden worden. Die Russen aber geben zu, daß er kann entkommen sein. In den besetzten Distrikten werden Zivilbeamte eingesetzt, und das sind solche, die früher von der letzten Regierung nur verfolgt wurden. In den Großstädten werden Bürgermeister eingesetzt. In Berlin aber arbeiten die sogenannten Wehrwolfleute, die nachts hervortreten und Menschen terrorisieren und töten. Jetzt hat der Berliner Bürgermeister bekannt gegeben, dass für jeden russischen Soldaten, der getötet wird, 15 Parteimitglieder hingerichtet sollen werden, 50 sind schon hingerichtet.

    In Europa ist die Not ins Unerhörte gestiegen unter Millionen Menschen, in etlichen Stellen herrscht die Cholera schon.

1945-06-06

 

  Ein Mennonit Nordamerikas ist besorgt über das mennonitische Erbe der Väter: 

    Wir stehen jetzt schon allen Ernstes vor der Frage ‚Glaube oder Sprache?“ und wissen uns keinen Rat. Nur mit Schreien davon, dass wir das „Erbe unserer Väter“ erhalten und an unsere Kinder weiter geben müssen, wird wenig ausgerichtet werden. Das Erbe der Väter muß erworben werden, wenn man es besitzen will, und das Erwerben desselben wird uns nicht leicht werden. Es wird Opfer und Mühe kosten.

 

 

 

    Unsere deutschsprachigen Zeitschriften, die Erzeugnisse unserer Schriftsteller, unsere Lieder werden uns mehr wert werden müssen, wenn uns das Gute des Deutschtums erhalten bleiben, wenn es sogar weiter fortgepflanzt werden soll. Es werden sehr leicht wieder „Deutsche Tage“ gefeiert werden, die im Auslanddeutschen den Wunsch erwecken, wenn er doch lieber nicht Deutscher wäre. Auf solchen Tagen Bier zu trinken, wird leichter sein als das Schrifttum zu durchsuchen und dem Guten, Sinnigen, Tiefen nachzuforschen und ihm die Wege zu ebnen, daß es sich durchsetzen kann. Bierpatriotismus wird leicht erzeugt werden können, und dieser wird die deutsche Kultur in Miskredit bringen, wie er es immer tat, und sie abtöten, wenn wir ihm nicht mit etwas Positives entgegensetzen.

Jacob H. Janzen, Waterloo

1945-06-13

 

 

 

Nachkriegsprobleme der Mennonitengemeinschaft

    Dieses schreibt ein alternder Mann, der sich schon ziemlich weit von aller öffentlichen Tätigkeit hat zurückziehen müssen, der aber doch seines Volkes nicht vergessen kann, und dem die Probleme desselben noch nimmer sehr nahe gehen. Unsere grundsätzliche Stellungnahme zur „Wehrlosigkeit” muss geklärt werden, und viele werden dazu heute durch ihre aus den aktiven Dienst zurückkehrenden Soldaten gezwungen werden. Sie müssen dieselben entweder zur Anschauung der Väter bekehren oder sie endgültig aus der Gemeinde ausschliessen.

Jacob H. Janzen, Waterloo.

   Das Prinzip der Wehrlosigkeit ist am Ende des Krieges bedeutungslos geworden. Die meisten Mennoniten sehen ein, dass man Hitler mit diesem Prinzip nicht hätte besiegen können.

   Dieser "alte" Mennonit ist verzweifelt darüber und fordert die Gemeinden auf, Stellung zu nehmen und die zurückkehrenden mennonitischen Soldaten belehren und zur "Anschauung der Väter bekehren" oder "sie endgültig aus der Gemeinde ausschliessen".

   Ich nehme an, dass er nur belächelt worden ist, und das Leben ging ohne ihn weiter.    

 

    In der letzten Woche sind die Gerüchte über Hitlers Aufenthalt ausgeblieben. Man wollte ja wissen, daß er in einem U-Boot nach Argentinien geflüchtet sei, dann nach dem Südpolgebiet, und die letzte Nachricht, dass er nach Palästina geflüchtet sei.

1945-08-01

  Der Krieg war zu Ende gegangen und Monate später wusste man noch nicht,wo Hitler geblieben war. Darüber gibt es interessante Videos:

    "Adolf Hitler in der Antarktis? Verschwörungstheorien über die "Führer"-Flucht" HIER.

    Und "Wo ist Hitler? Von Doppelgängern und geheimen Tonbändern" HIER

 

Ein Brief aus Rußland.

An G. J. Reimer in Kingsville, Ontario.

Teure Verwandten 

    Nach Erhaltung Eures Briefes sandten wir Euch eine Antwort in 2 Briefen und jetzt sende ich eine offene Postkarte; von Euch ist keine Antwort eingelaufen.

   Ich will Euch berichten, daß wir bis jetzt alle am Leben und auch gesund, was wir auch Euch wünschen. Es ist sehr traurig, daß unser geliebter Großvater (David B. Enns, Newton, Man.) gestorben ist. Wenn ich ihn auch nicht kannte, aber doch aus den Erzählungen meiner Mutter. Bei uns ist alles beim Alten. Von meinem Papa (David David Enns) wissen wir nichts. Meine Mama arbeitet als Nachtwächter, ich als Lehrerin und David (mein Brüderchen) geht das erste Jahr zur Schule.

     Sendet uns öfters Briefe und schickt uns die Adressen aller anderen Verwandten.

    Alles Beste wünschen Margarete, Alice und David.

1945-08-22

 

 

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