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Seite VI
Ende
In dieser Serie erfuhren wir die Erlebnisse einer Gruppe Hutterer, die sich Anfang der dreissiger Jahre in Deutschland befand als Hitler zur Macht aufstieg. Ihnen wurde alles genommen, weil sie nicht bereit waren, ihre Söhne als Soldaten Hitlers zu werden.
Sie zogen nach England. Als dann aber der Krieg anfing, waren sie auch in England nicht mehr willkommen. Man hatte kein Verständnis für Deutsche, die in England leben wollten, ohne sich am Kriege zu beteiligen.
Nach Nordamerika, wo es weitere Hutterergruppen schon gab, durften sie nicht. Also zogen sie zu den Mennoniten in den Chaco. Die Verhältnisse sagten ihnen dort aber nicht zu, trotz der warmen Aufnahme, die sie seitens jener Mennoniten empfingen.
Sie zogen nach Ostparaguay.
In dieser abschliessende Folge wird erzählt, wie der Huttererhof in Deutschland auf Druck Hitlers aufgelöst werden musste.
Wurde also am ersten erkannt, den Arno Martin, Haushalter von Liechtenstein, der gerade zugegen war, dem Hans Zump zu berichten und abzufertigen nach Liechtenstein und auch der Gemeinde in England, sobald er über die Grenze aus Deutschland wär, diese Botschaft zu schicken. Aber wie jemand zu schicken, da die Polizei alles Geld hingeraubt und genommen hat, was über vierhundert Mark gewesen ist. Es war also kein Cent in die Hand der Gemeinde, weil alles geraubt war, samt Schlüsseln und Bücher, alle Gemeindestuben versperrt und zugeschlossen. So wurde es notwendig, dem Bruder und Geschwistern von unserer Reise Geld mitzuteilen. Und sind, wie es erkannt war, mit Arno nach Schlüchtern gefahren; dort um 12 Uhr in der Nacht angekommen, Hans Meier, Arno Martin und ich. Und ihn dort mit der traurigen Botschaft abgefertigt, daß er es der Gemeinde in Cotswold und Liechtenstein soll berichten. Meier und ich kehrten mit schwerem Herzen zurück zur Gemeinde und fanden sie noch alle auf. Singen dann auch zur Ruhe, aber von schlafen war wenig.
Am 15. April sind wir wieder gesund aufgestanden, Gott sei Dank dafür. Haben auch etwas gefrühstückt. Eine halbe Stunde nach dem Essen waren wir noch auf unserem Zimmer. Da kam Hans Meier in höchster Eile und berichtete uns, daß ein Herr von Fulda mit seinem Auto auf dem Hof wäre und verlangt den Vorstand, mit ihm nach Fulda zu kommen, um einige Kleinigkeiten zu erledigen, damit sie nach diesem abreisen können; wozu sie sich schon ganz bereit hatten, mit dem Herrn mitzufahren.
Ich staunte sehr über diese Nachricht, glaubte den Worten des Herrn von Fulda gar nicht, sagte auch zu Michael Waldner: „Glaubst du, daß diese Brüder bis Mittag zurück werden sein, wie sie versprechen?“ Michael Waldner sagte: „Ich weiß es nicht, sie versprechen es doch.“ Ich sagte: „Wir werden es abwarten.“ Hans Meier machte sich in höchster Eile reisefertig mit Hans Poller und Karl Kleiderling; und sie fuhren ab.
Die ganze Gemeinde wartete mit Verlangen als es zwölf Uhr wurde; aber die Brüder kamen nicht. Es wurde zwei Uhr und auch vier, die Brüder kamen nicht. Dann gingen Michael Waldner und ich zu dem Wald auf dem Berg, von wo sie kommen sollten. Dann sahen wir ein Auto kommen, erkannten aber gleich, daß es das Auto war, mit dem die Brüder sind abgefahren. Da gingen wir auf dasselbe zu, einer stieg aus und schritt uns entgegen. Dann fragte ich: „Wo sind die Brüder?“ „Sie sind nicht mitgekommen“, war die Antwort. Befahl mir aber gleich und sagte: „Ruf die ganze Gemeinde zusammen, wir haben Euch einen Brief vorzulesen von den Brüdern.“ Dann hat er uns den Befehl verlesen, daß wir in vierundzwanzig Stunden abreisen müssen und daß sie uns die fünf Brüder auch willigen, mitziehen zu lassen, wenn wir einwilligen, in vierundzwanzig Stunden alle den Hof zu verlassen.
Die Gemeinde war froh, weil sie von ihrem vorigen Verlangen abgestanden waren, sie in Deutschland unter ihren angehörigen Verwandten zu zerstreuen, wollten sich lieber so in Freude schicken. Deswegen unterzeichneten sie alle einen Brief, daß sie den Hof werden verlassen und davon abziehen, und zu den anderen Gemeinden zu ziehen. Da aber etliche Brüder und Schwestern keinen Paß hatten, und wir die Brüder im Gefängnis noch sehen wollten vor dem Abziehen, wegen ihrer Familienangelegenheiten, so verlangte ich von dem Obersten einen Erlaubniszettel, die Brüder in Fulda zu sehen, welchen er mir auch gleich aushändigte. Als alles erledigt, fuhren sie ab.
Wir aber versammelten uns gleich zum Gebet, trösteten uns aus dem Wort Gottes. Ich hielt den dritten Psalm zur Ermahnung. Dankten Gott von Herzen, daß er es gewendet hat und also gelenkt, daß die Gemeinde konnte zu den anderen Gemeinden reisen und ziehen. Baten auch zu Gott inbrünstig, uns doch ferner nicht zu verlassen in diesem großen Kummer und Herzleid, uns doch seinen schützenden Engel zu senden, uns zu bewahren und beschützen.
Nach dem Gebet wurden Zubereitungen vorgenommen für die Abreise auf den nächsten Abend. Wir gaben ihnen auch den Rat, sich aus dem Keller heute so viel Speise als Brot, Wurst und Fleisch zu nehmen wie möglich zum Essen auf der Reise; denn es ist ihr Speisevorrat, deswegen sie nur getrost für ihre Notdurft sollen mitnehmen. Am nächsten Morgen um fünf Uhr sind wir unser sechs Geschwister nach Eichenried gefahren, nach Neuhof, um in Fulda zum Gerichtsamt zu kommen, wegen den Pässen. Auch bin ich gleich zu den Brüdern ins Gefängnis gegangen und brachte ihnen die Nachricht, daß heute um sechs Uhr nachmittags die ganze Gemeinde Deutschland wird verlassen, samt ihren Eheteilen samt Familie. Worüber sich die Brüder herzlich freuten, daß sich die Gemeinde um ihrer Familie so treulich angenommen hat. Ich tröstete die gefangenen Brüder so gut ich nur konnte, geduldig zu sein; der liebe, gnädige Gott wird sie nicht verlassen.
Es kam den ganzen Geschwistern insgemein sehr schwer an, ihren bittern Schweiß zu verlassen und mit leerer Hand davon zu ziehen. Ich verabschiedete mich von ihnen mit schwerem Herzen von den Brüdern und ging wieder ins Gerichtsamt zu dem anderen Geschwister, um so schnell wie möglich die Pässe zu bekommen und auch die Fahrkarten alle einzureichen, welches viel Arbeit für die Beamten war. Als alles erledigt war, ging es wieder nach Haus.
Um vier Uhr nachmittags kamen wir glücklich auf dem Hof an, fanden den Michael Waldner und alle Geschwister beschäftigt mit Zusammenpacken und bereiteten sich für die Abreise. Um fünf Uhr wurde noch ein wenig gegessen. Nach dem Essen gingen wir noch einmal zum Gebet, für das letzte Mal auf dem Rhönbruderhof, baten Gott inbrünstig, daß er doch seine Gemeinde bewahren, beschützen und behüten wolle auf dieser Fahrt und Reise, die wir gesonnen sind, anzutreten im Vertrauen auf seine treue Verheißung, daß er uns nicht wird verlassen, sondern durch seinen Schutz und Gnade in Frieden zu seinen Kindern und Gemeinden begleiten wolle, welches unser lieber Gott auch treulich tat: hat uns alle miteinander treulich geholfen, daß wir alle schön gesund sind wieder zur Gemeinde kommen.
Und da es fast den ganzen Tag geregnet hatte, besonders nach Mittag, lag es uns schwer auf dem Herzen, wegen der kranken Kinder und auch einer kranken Schwester, weil wir über eine Meile auf den hohen Berg zu den Lastwagen gehen mussten und dabei sich sehr erkälten und erkranken mögen. Als aber die Stunde herzu kam, und ein jeder fertig stand abzureisen, wurde es auf einmal schon heller Sonnenschein. Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne schien so klar auf uns hernieder. Das war uns ein Wunder und Gnade von Gott, und wir dankten ihm in unseren Herzen für diese liebe Wohltat.
Nun fingen die Geschwister mit ihren kranken Kindern und mit der kranken Schwester samt ihren Bündlein, das ein jeder auf seinem Rücken tragen musste, mit Sack und Pack an, den Berg hinauf zu klettern. Michael Waldner trug ein kleines Kind auf dem Rücken. Ich trug einen großen Laden für Hans Meiers Frau, die erst vor sieben Tagen im Kindbett gewesen. Wir waren alle beladen; ein jeder hatte Hände und Rücken voll zu tragen. So ging es den Berg hinauf mit sehr schweren Herzen und betrübten Gemütern. Wir blieben etliche Male stehen und betrachteten den schönen ausgebauten Hof, die liebe Heimat, die wir so schnell und ganz unverhofft verlassen mussten. Manche gingen noch in den Totengarten zum Grab des geliebten Eberhard Arnold und beschauten es zum letzten Mal. (Er war der Gründer dieser Hutterergemeinde in Deutschland)
Mennonitische Rundschau von 1941-12-10
Die Ursache für die Neugründung einer zweiten Haushabe liegt einzig und allein in dem politischen Umsturz in Deutschland. Die Gemeinde wäre so gern noch alle zusammen geblieben, aber um des Gewissens willen mussten sie darein willigen, dass ein Teil von ihnen mit den Jüngeren und Kindern über die Grenze auf die Berge floh. Seit der Übernahme der deutschen Regierung durch Adolf Hitler, Ende Januar 1933 und verschärft seit der Abberufung ihres uns sehr wohlgesinnten früheren Landrats im Mai 1933 unter der Verfolgung der Feinde Jesu Christi, ihres Bekenntnisses wegen, das jeder von ihnen am 12. November 1933 auf die an jeden Deutschen gerichtete Frage ablegen musste; ob die Regierung Adolf Hitlers und ihre Politik nach ihrem eigenen Willen sei, bejahe oder verneine, stehen sie in Deutschland unter dem ständigen Druck von Seiten des Staates und seiner Obrigkeit.
Dieses Bekenntnis findet sich in der folgenden Abschrift einiger wichtiger Zeilen ihres Briefes, den sie am 14. Dezember 1933 an den deutschen Reichsminister des Inneren gesandt haben. Sie schrieben in diesem Brief:
„Unserer 400-jährigen Überlieferung getreu haben wir uns bei der Volksbefragung und bei der Reichstagswahl der aktiven politischen Betätigung enthalten. Trotzdem aber die Anfrage, die unser Reichskanzler Adolf Hitler an das ganze Volk und damit auch an uns gerichtet hat, zu beantworten, war uns eine freudig zu erfüllende Pflicht der Liebe und Ehrerbietung, nicht in dem Sinne der Beteiligung an der damit angeordneten Abstimmung, sondern vielmehr in dem einer dankbar persönlichen Beantwortung einer an uns gerichteten Frage.“
Ihre Antwort (die sie der Hitlerregierung gegeben hatten) lautete mit der persönlichen Unterschrift eines jeden ihrer wahlberechtigten Bruderschafter und Novizen:
„Meine Auffassung und mein Wille steht für das Evangelium und die Nachfolge Jesu Christi, für das zukünftige Reich Gottes und für die Liebe und Einheit Seiner Gemeinde ein. Das ist der eine Beruf, den Gott mir als den meinen verliehen hat. Von diesem Glauben aus trete ich vor Gott und vor allen Menschen für mein Volk und dessen Heimat und vor allem für seine Reichsregierung als für den anderen, nicht mir, sondern meinen geliebten Regenten Hindenburg und Adolf Hitler von Gott gegebenen Beruf ein“.
In demselben Sinne hatten sie am 7. November 1933 in einem ersten Brief an den Reichsminister des Inneren geschrieben:
„Wir leben den einen Beruf des apostolischen Evangeliums und können für uns und für unsere Gemeinde keine andere Auffassung und keinen anderen Willen als des Evangeliums Jesu Christi vertreten. Wohl aber erkennen wir für das geliebte große Volk und Land der deutschen Heimat die gottgeordnete Notwendigkeit des anderen, nicht aber uns gegebenen Berufes an, der jetzt durch Gottes Willen und Führung der Regierung Hindenburgs und Adolf Hitlers anvertraut ist“.
Sie sagten weiter in diesem Brief (an Hitler), dass sie keine Vermischung dieser beiden von Gott gegebenen Berufe auf ihr Gewissen laden können, und schrieben dann weiter:
„Wir lieben Deutschland und möchten jetzt in der Stunde der Not nicht fehlen, sondern wollen viel mehr als unsere Kräfte unserem Volk und Land mit dem Einsatz des vollen Evangeliums, der Maßgabe dieses Evangeliums entsprechend zur Verfügung halten, mit voller Hingabe aller tätigen Liebe ohne jede politische militärische oder juristische Beteiligung: (ohne Beteiligung am obrigkeitlichen Amt, am Krieg oder am weltlichen Gericht.) Deshalb erbitten wir eine gründliche Untersuchung u. grundsätzliche Stellungnahme, ob wir mit unserem an Christus gebundenen Gewissen nach hutterischer Art im deutschen Reich leben und arbeiten dürfen.“
Als Antwort (der Hitlerregierung) wurde vier Tage später unser Bruderhof von 150 kriegerisch gekleideten und geordneten, zum großen Teil bewaffneten Männern umzingelt und einer Durchsuchung aller unserer Häuser unterzogen. Wände wurden aufgerissen, alle Kassen und Kisten ausgeräumt, in meiner Stube Schriften, Schreiben und Bücher in großen Haufen durcheinander gebracht und auf die Erde geworfen. Eine große Menge beschriebenen Papiers wurde geraubt und fortgefahren.
Durch Gottes wunderbare Behütung ging wohl manche meiner schriftlichen Arbeiten, nicht aber ein einziges Blättchen unserer besonders bewahrten alten Grundschriften verloren. Sie sind noch heute genau so erhalten, wie Eure Liebe sie mir anvertraut hat. Wir danken Gott von ganzem Herzen für diese Gnade.
Aber die Folgen für unseren deutschländischen Bruderhof waren schwer. Im Januar 1934 wurde unsere Bruderhofschule in Deutschland durch die Obrigkeit geschlossen und verboten, weil wir Kriegsgegner seien und weil wir in Huttergemeinschaft leben. Die Staatsschule aber, die die Obrigkeit für unsere Kinder einrichten wolle, ist uns um des Gewissens willen für unsere Kinder unmöglich. Der deutsche Gruß „Heil Hitler“, der überall täglich mit Grund geübt, so verstanden werden kann, daß von Adolf Hitler, dem Reichskanzler Deutschlands, das Heil kommt, oder da ihm eine fast göttliche Verehrung erwiesen wird, wird von allen Schülern der Staatsschule verlangt.
Wir aber tun diesen Götzengruß niemals, das Horst-Wessel-Lied (Hier) welches den blutigen Straßenkampf verherrlicht, wird wieder und wieder in den Schulen gesungen. Wir aber singen es nicht. Die gesamte deutsche Jugend wird in der sogenannten „Hitlerjugend“ und in den sogenannten „Sturmabteilungen“ (S.A.) zur kriegerischen Haltung und zu kriegerischem Sport erzogen. Wir aber reichen dazu keinen kleinen Finger. Auch der gesamte Geschichtsunterricht der jetzigen deutschen Schulen geht auf die heidnische und götzhafte Verehrung des deutschen Namensblutes und auf die Hochschätzung seiner kriegerischen Bestehung aus. Damit sollen unsere Kinder keine Gemeinschaft haben. Deshalb können wir die Benutzung dieser obrigkeitlichen Schulen auf keinem Wege mit unseren Gewissen vereinbaren.
Aber damit nicht genug. Weiter ist uns unter Androhung schwerer Strafe die Aufnahme aller um Gott und um Seine Gemeinde eifernden Gäste, soweit sie nicht neue Mitglieder sind, polizeilich verboten und abgesperrt worden, und zwar mit der unwahren Begründung, daß die öffentliche Ordnung und Sicherheit durch diese unsere Gastfreundschaft bedroht sei. Offenbar will man das Wachstum unserer Gemeinde dadurch verhindern. Weiter aber soll uns ein großer Teil unseres Landes, ein Hof, den wir vor einigen Jahren rechtmäßig käuflich erworben haben, weggenommen werden, und zwar mit Hilfe eines neuen, sogenannten „Erbhofgesetzes“.
In dem Gerichtsbeschluss, der uns im März 1934 mit dieser erneuten Ungerechtigkeit offenbart, heißt es wörtlich: „Der Neumark Bruderhof usw. ist eine religiöse Gemeinschaft zusammenlebender Personen, die sich als eine Gemeinde der Sekte der Hutterischen Brüder betrachten. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß bei Abwägung der Parteiinteressen die Waage sich zu Gunsten des Bruderhofes neigt. Wenn die Genehmigung gleichwohl versagt wurde, dann nur deshalb, weil sie den leitenden Grundgedanken des Erbrechtes zuwider laufen würde. Ziel des Erbhofgesetzes ist die Erhaltung und Schaffung einer möglichst großen Anzahl lebensfähiger kleiner und mittlerer Bauernhöfe die ein Alleineigentum bauernfähiger Personen, die nur natürliche, nicht aber juristische Personen (Gemeinschaften wie der Bruderhof) sein können, stehen. Würde nun die nachgesuchte Genehmigung (nämlich, daß wir das betreffende richtig gekaufte Land und einen darauf liegenden Hof behalten dürften) erteilt, so würde damit wieder der Erbhof verschwinden und in dem einer juristischen Person (einer Gemeinschaft) übergehen.
1941-12-17
Als die Hutterergruppe den Chaco verliess, zogen sie nach Ostparaguay, und gründeten die Kolonie Primavera, etwa 130 Kilometer nordöstlich von Asunción.
Die Auswanderung nach Paraguay erfolgte mit Unterstützung des Mennonite Central Committee und des American Friends Service Committee. Die Siedlung entstand östlich neben der Mennonitenkolonie Friesland. Die Kolonie bestand aus drei eigenständigen Dorfgemeinschaften. Die Gesamtbevölkerung betrug 1941 350, 1951 650 und 1958 650 Personen. Von den 650 Personen im Jahr 1951 waren 350 Kinder unter 15 Jahren.
Ende der 1950er Jahre zählten die Primavera-Hutterer 18 verschiedene Nationalitäten (etwa 50 Prozent Engländer, etwa 20 Prozent Deutsche) und 90 verschiedene Familiennamen. Die Haupteinnahmequelle war die Landwirtschaft; auch einige Industriezweige hatten sich entwickelt, insbesondere die Gewinnung und Abfüllung von Orangensaft, Mandarinen und Grapefruit. Mit ihren Bildungsprogrammen und ihrem Krankenhaus (Sanatorio Primavera) hatte sich die Gemeinschaft für die einheimische Bevölkerung Paraguays als sehr hilfreich erwiesen. Der offizielle Firmenname in Paraguay lautete Sociedad Fraternal Hutteriana. Sie unterhielt 1958 ein Haupt- und Geschäftsbüro in Asunción mit 40 Mitarbeitern.
Mitte der 1950er Jahre führten mehrere Spendenreisen in die USA dazu, dass sich die Bruderhofbewegung nach Nordamerika ausbreitete. Der Zustrom neuer amerikanischer Mitglieder brachte neue Inspiration in die Bewegung.
Aber eine spirituelle Krise und interne Rivalitäten führte zur Schließung von Primavera und allen südamerikanischen Zentren. Das Land der ehemaligen Kolonie wurde von der Kolonie Friesland erworben.
2010 kehrte der Bruderhof nach Paraguay zurück und gründete in Asunción eine kleine Gemeinschaft namens Villa Primavera.
Quellen:
- Gameo
- Die allgemeine Geschichte der Hutterer in der Wikipedia.
Hier = der Beginn dieser Erzählung